Das Wichtigste in Kürze

  • Im Orientierungskurs geht es um das Leben in Deutschland sowie die Geschichte, die Werte und das politische System.
  • Der Kurs besteht aus 100 Unterrichtseinheiten zu jeweils 45 Minuten.
  • Bei Einbürgerung ist die Teilnahme am Orientierungskurs und dessen Abschlussprüfung oft eine Voraussetzung.

Orientierungskurs für Ausländer: Das steckt dahinter

Der Orientierungskurs ist ein Angebot für Ausländerinnen und Ausländer, die sich in Deutschland ein neues Leben aufbauen möchten. Er vermittelt Wissen über die deutsche Geschichte, die demokratische Grundordnung und das gesellschaftliche Zusammenleben in der Bundesrepublik. Der Kurs hilft Ihnen dabei, sich im Alltag besser zurechtzufinden und klärt Sie in Teilen auch über Ihre Rechte auf.

Der Orientierungskurs schließt in der Regel an einen Sprachkurs an. Er besteht aus 100 Unterrichtseinheiten. Jede Einheit dauert 45 Minuten. Zum Abschluss legen Sie den Leben in Deutschland-Test ab.

Ist der Orientierungskurs der Integrationskurs?

Der Orientierungskurs ist nicht der gesamte Integrationskurs, sondern nur ein Teil davon. Ein vollständiger Integrationskurs besteht aus zwei Modulen: dem Sprachkurs mit 600 Unterrichtseinheiten und dem Orientierungskurs mit 100 Unterrichtseinheiten.

Für das Sprachzertifikat lernen Sie Deutsch für den Alltag – etwa für Gespräche beim Amt, im Beruf oder mit Nachbarn. Im Orientierungskurs geht es um Wissen über Deutschland: Grundrechte, Demokratie, Kultur, Geschichte und das gesellschaftliche Zusammenleben.

Schließen Sie beide Teile erfolgreich ab, erhalten Sie das Zertifikat Integrationskurs. Das ist besonders wichtig, wenn Sie später eine Niederlassungserlaubnis oder die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen möchten. 

Orientierungskurs und Leben in Deutschland Test: Der Unterschied

Viele Ausländerinnen und Ausländer denken, der Orientierungskurs und der Test „Leben in Deutschland“ seien dasselbe. Das stimmt nicht ganz. Im Orientierungskurs lernen Sie, wie Deutschland funktioniert – politisch, rechtlich und historisch. 

Der Test „Leben in Deutschland“ bezeichnet die Prüfung, mit der Sie belegen, was Sie im Orientierungskurs gelernt haben. Der Kurs schließt mit dem Test ab. Bestehen Sie die Prüfung, erhalten Sie ein Zertifikat. Das benötigen Sie später zum Beispiel für die Einbürgerung oder die Niederlassungserlaubnis.

Qualifizierung: Dann benötigen Sie einen Orientierungskurs

Um die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen zu können, müssen Sie den Orientierungskurs in der Regel bestehen. Es gibt jedoch auch Ausnahmen von der Testpflicht. Bestimmte Personengruppen müssen den Einbürgerungstest nicht absolvieren. Dazu gehören:

  • Kinder unter 16 Jahren,
  • Personen mit einem Schulabschluss aus Deutschland,
  • ehemalige Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter,
  • Menschen, die den Test aus gesundheitlichen Gründen, wegen einer Behinderung oder aus Altersgründen nicht ablegen können.

Gehören Sie zu einer dieser Gruppen, weisen Sie das bei der Antragstellung nach. Die Behörde prüft dann, ob eine Befreiung für Sie möglich ist.

Flüchtlinge: Orientierungskurs als Teil der Integration

Als anerkannte Flüchtlinge, subsidiär Schutzberechtigte oder Asylberechtigte erhalten Sie in der Regel automatisch Zugang zum Orientierungskurs. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellt Ihnen dafür eine Teilnahmeberechtigung aus.

Auch Geduldete oder Personen mit humanitärer Aufenthaltserlaubnis erhalten oft eine Berechtigung oder Verpflichtung. Entscheidend ist, dass Sie zum dauerhaften Aufenthalt in Deutschland berechtigt sind oder eine realistische Bleibeperspektive haben.

Prüfung am Kursende: Das ist der Ablauf

Am Ende des Orientierungskurses steht eine Prüfung. Die wird offiziell als Test Leben in Deutschland bezeichnet. Sie beantworten dabei 33 Multiple-Choice-Fragen. Sie wählen also jeweils eine von vier Antwortmöglichkeiten aus. Wenn Sie mindestens 17 Fragen richtig beantworten, gilt die Prüfung als bestanden.

Vorbereitung: Inhalte, Wortschatz und Unterrichtsmaterial

Der Orientierungskurs bereitet Sie gezielt auf den Test „Leben in Deutschland“ vor. Der gesamte Fragenkatalog umfasst 300 allgemeine sowie 10 länderspezifische Fragen – je nach Bundesland, in dem Sie leben. 

Aber keine Sorge: Die eigentliche Prüfung besteht, wie bereits erklärt, aus 30 allgemeinen und 3 Fragen mit Bundesland-Bezug und nicht aus dem gesamten Fragenkatalog. Die werden zufällig ausgewählt.

Im Unterricht besprechen Sie typische Orientierungskurs-Themen, wie:

  1. Demokratie und Rechtsstaat
  2. Gleichberechtigung
  3. Deutsche Geschichte
  4. Alltagsleben und kulturelle Werte

Orientierungskurs: Diese Fragen stellt das BAMF

Neben dem Kurs haben Sie viele Möglichkeiten, sich selbstständig vorzubereiten. Der Fragenkatalog ist öffentlich zugänglich. Sie finden den zum Beispiel auf der Internetseite des BAMF. Dort können Sie die 300 Fragen interaktiv online beantworten. Jede Antwort wird sofort überprüft.

Bevorzugen Sie es, offline zu lernen, haben Sie die Möglichkeit, den Fragenkatalog als PDF herunterzuladen und ihn auszudrucken.

Dauer Orientierungskurs: So viel Zeit sollten Sie einplanen

Ausländerinnen und Ausländer absolvieren oft den vollständigen Integrationskurs. Der besteht in der Regel aus 600 Stunden Sprachkurs und 100 Stunden Orientierungskurs. 

Jede Unterrichtsstunde umfasst 45 Minuten. Sie besuchen den Kurs in der Regel an mehreren Tagen pro Woche. Wie viele Wochen das insgesamt dauert, hängt davon ab, wie viele Stunden pro Tag unterrichtet werden.

Viele Ausländerinnen und Ausländer schließen den Orientierungskurs innerhalb von 4 bis 8 Wochen ab. Manche Kursträger bieten aber auch Modelle mit längeren Zeiträumen an, wenn Sie weniger Unterrichtsstunden besuchen.

Digital: Ist der Orientierungskurs auch online möglich?

​​Inzwischen bieten viele Bildungsträger den Orientierungskurs online an – so auch die Volkshochschule, kurz VHS. Eine Orientierungskurs-Online-Plattform hält für Sie digitale Angebote bereit.

Hinweis: Prüfung ohne Kurs

Es ist möglich, lediglich die Orientierungskurs-Prüfung abzulegen, ohne den eigentlichen Kurs belegt zu haben. Das setzt allerdings voraus, dass Sie über das nötige Wissen verfügen. Die Anmeldung läuft dann ebenfalls über einen Kursträger oder direkt beim BAMF. 

Zertifikat nach Orientierungskurs: Diese Kosten entstehen

Sind Sie zur Teilnahme verpflichtet, übernimmt in der Regel der Staat die Kosten für den Orientierungskurs. Auch wenn Sie freiwillig teilnehmen, kann eine Kostenbefreiung möglich sein – zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit oder niedrigem Einkommen.

Ohne Befreiung liegt der Eigenanteil pro Unterrichtseinheit bei etwa 1,95 Euro. Das heißt: Für 100 Unterrichtseinheiten zahlen Sie rund 195 Euro.

Die Anmeldung zur Orientierungskurs-Prüfung ist in der Regel kostenlos, sofern Sie am Kurs teilnehmen. Legen Sie nur den Test Leben in Deutschland ab, ohne den Orientierungskurs zu besuchen, müssen Sie lediglich eine Prüfungsgebühr in Höhe von 25 Euro zahlen. Einige Standorte erheben zusätzlich noch eine Anmeldegebühr über etwa 20 Euro.

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Quellen:

Über den Autor

Mohamed El-Zaatari
Mohamed El-Zaatari LinkedIn

Mohamed El-Zataari ist Experte fürs Ausländer- und Sozialrecht. Als ehemaliger Dezernatsleiter Rechtsangelegenheiten beim Amt für Versorgung und Integration Bremen ist er seit 2022 Abteilungsleiter der genannten Rechtsgebiete bei rightmart in Bremen. Mitte 2024 wurde er zudem Partner der rightmart Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. Sein Wissen behält er dabei nicht für sich: Als Dozent im Sozialrecht profitieren auch die Nachwuchsjuristen und -juristinnen von seinem Know-how.

Was macht man im Orientierungskurs?

Im Orientierungskurs werden zentrale Themen wie Demokratie, Grundrechte, Gleichstellung und die deutsche Geschichte behandelt. Er dient der Vorbereitung auf den „Leben in Deutschland-Test“.

Ist der Orientierungskurs das Gleiche wie der Integrationskurs?

Nein, der Orientierungskurs ist mit 100 Unterrichtsstunden ein Teil des vollständigen Integrationskurses, der zusätzlich 600 Stunden Sprachunterricht umfasst. Mehr Infos zur Zusammensetzung des Integrationskurses finden Sie im Beitrag.

Wie viele Fragen gibt es im Orientierungskurs?

Der Fragenkatalog, der sich aus dem Orientierungskurs ergibt, umfasst insgesamt 300 allgemeine Fragen sowie zusätzlich 10 Fragen, die sich auf die einzelnen Bundesländer beziehen. Weitere Einzelheiten zu den Fragen finden Sie im Beitrag. So viel sei jedoch vorab verraten: Die Prüfung, mit der der Kurs endet, ist nicht so umfangreich. Sie müssen lediglich 33 Fragen beantworten.

Kann man den Orientierungskurs online machen?

Ja, viele Kursträger bieten den Orientierungskurs online an – auch die Prüfung ist in bestimmten Fällen online möglich. Mehr dazu im Ratgeber.

Ist der Orientierungskurs das Gleiche wie der Einbürgerungstest?

Nein. Der Orientierungskurs bereitet Sie auf den Test „Leben in Deutschland“ vor. Den benötigen Sie in aller Regel für eine Einbürgerung. Konkrete Angaben zu den Unterschieden finden Sie im Beitrag.