Das Wichtigste in Kürze

  • Das Abstammungsprinzip regelt einen Anspruch auf den deutschen Pass ab Geburt.
  • Nach dem Abstammungsprinzip muss ein Elternteil deutsch sein.
  • Neben dem Abstammungsprinzip bestehen weitere Möglichkeiten der Einbürgerung durch Vorfahren.

Abstammungsprinzip in Deutschland einfach erklärt

Das Abstammungsprinzip, auch Ius sanguinis genannt, spricht Kindern deutscher Eltern automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft zu – unabhängig davon, wo der Nachwuchs geboren wurde. Dabei genügt es, wenn ein Elternteil deutsch ist. Es bildet damit den Gegensatz zum Geburtsortsprinzip, auch als Ius soli oder Territorialprinzip bezeichnet.

Hinweis: Geburtsortsprinzip

Nach dem Geburtsortsprinzip erhalten Kinder ausländischer Eltern die deutsche Staatsbürgerschaft, sofern es zum einen in Deutschland geboren wurde. Zum anderen muss sich mindestens ein Elternteil seit mindestens 5 Jahren rechtmäßig in der Bundesrepublik aufhalten und über einen unbefristeten Aufenthaltstitel verfügen.

Die gesetzliche Grundlage für das Abstammungsprinzip und Territorialprinzip findet sich in § 4 des Staatsangehörigkeitsgesetzes (StAG).

Bis zum Jahr 2000 galt ausschließlich das Abstammungsprinzip in Deutschland. Mit der Einführung des Geburtsortsprinzips zum 1. Januar 2000 wurde das Abstammungsprinzip abgeändert – der Geburtsort der Eltern spielt seitdem eine entscheidende Rolle. 

Es gilt:

  1. Sind die deutschen Eltern nach dem 1. Januar 2000 im Ausland geboren, sind deren Kinder nicht automatisch deutsch. Innerhalb eines Jahres nach der Geburt muss selbige im deutschen Geburtenregister verzeichnet werden. 
  2. Wurden die deutschen Eltern vor dem 1. Januar 2000 im Ausland geboren, gilt die vorherige Regelung. Danach besitzen die Kinder unabhängig von ihrem Geburtsort mit Geburt automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit.
  3. Bei Geburt der Eltern in Deutschland, sind die Kinder ebenfalls deutsch – egal, wo sie geboren wurden beziehungsweise werden.

Weiterhin wichtig für die deutsche Staatsangehörigkeit nach dem Abstammungsprinzip ist außerdem der Ehestand der Eltern

Abstammungsprinzip: Staatsbürgerschaft und elterlicher Ehestand

Wichtig für die deutsche Staatsbürgerschaft durch Abstammung ist, ob Ihre Eltern zum Zeitpunkt Ihrer Geburt verheiratet waren oder nicht – zumindest, wenn Sie vor 1975 geboren wurden.

Hinweis: Ehestand der Eltern

Nach den aktuellen gesetzlichen Regelungen spielt es für die Staatsbürgerschaft eines Kindes keine Rolle, ob seine Eltern verheiratet sind oder nicht. Diese Bestimmung greift jedoch erst seit dem 1. Januar 1975.

Bis dahin galt für das Abstammungsprinzip in Deutschland per Gesetz zwischen dem:

  • 1. Januar 1914 und dem 31. Dezember 1963, dass nach dem Abstammungsprinzip die deutsche Staatsangehörigkeit nur durch den Vater erlangt werden konnte.
  • 1. Januar 1914 bis 1. Januar 1975, dass die deutsche Staatszugehörigkeit der Mutter auf nicht-eheliche Kinder übertragen wurde.
  • 1. Januar 1964 und dem 31. Dezember 1974, dass die Staatsangehörigkeit einer deutschen verheirateten Mutter nur erlangt wurde, wenn das Kind bei einem staatenlosen Vater ansonsten selbst staatenlos geworden wäre. War der Vater Ausländer, erhielten die Kinder seine ausländische Staatsangehörigkeit.

Auch wenn es nach den aktuellen gesetzlichen Vorgaben irrelevant ist, ob die Eltern eines Kindes hinsichtlich dessen Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft verheiratet sind oder nicht, ist bei unverheirateten Paaren eines wichtig: Ist der Vater Deutscher braucht es eine Anerkennung beziehungsweise Feststellung der Vaterschaft.

Wichtig: Geschlechter-diskriminierende Vorschriften

Die früher geltenden Vorschriften im Staatsangehörigkeitsrecht waren in weiten Teilen Geschlechter-diskriminierend. Das hat mitunter zur Folge, dass Kindern die deutsche Staatsangehörigkeit ihrer Mutter verwehrt blieb. Um diese Ungerechtigkeit auszugleichen, gibt es für Betroffene die Möglichkeit des Erklärungserwerbs

Erklärungserwerb: Vereinfachte Einbürgerung für Benachteiligte

Der Erklärungserwerb ist in § 5 StAG geregelt und spricht bestimmten Personengruppen ein Recht auf Einbürgerung zu. Das betrifft vor allem Kinder, die aufgrund Geschlechter-diskriminierender Regelungen nach dem einstigen Abstammungsprinzip, den deutschen Pass nicht erlangen konnten oder aber ihre deutsche Staatsangehörigkeit durch bestimmte Vorschriften wieder verloren haben. Wichtig ist jedoch: Um diese Option nutzen zu können, müssen Sie nach Inkrafttreten des Grundgesetzes (GG) geboren sein. Stichtag ist hier der 23. Mai 1949.

Das Einbürgerungsverfahren ist dabei einfach gehalten. Es handelt sich vielmehr um eine nachträgliche Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft durch Abstammung.

Wichtig: 10-Jahres-Frist

Der Erklärungserwerb ist nur eine vorübergehende Möglichkeit und auf 10 Jahre begrenzt. Am 20. August 2021 in Kraft getreten, bleibt Ihnen noch bis zum Jahr 2031 Zeit, mithilfe dieser Regelung, die deutsche Staatsbürgerschaft nach dem Abstammungsprinzip zu erhalten. 

Anerkennung der Vaterschaft für Staatsangehörigkeit nach Abstammung

Soll ein Kind unverheirateter Eltern die deutsche Staatsbürgerschaft vonseiten des Vaters annehmen, ist es wichtig, dass die Vaterschaft im Vorfeld anerkannt oder festgestellt wird. Das muss geschehen, bevor das Kind sein 23. Lebensjahr erreicht hat. Hintergrund ist, dass die Abstammung rechtlich geklärt sein muss.

Wichtig: Mehrstaatigkeit bei Abstammungsprinzip

Besitzen beide Elternteile unterschiedliche Staatsangehörigkeiten, ist nach deutschem Recht Mehrstaatigkeit ab Geburt möglich. Das Abstammungsprinzip erlaubt eine doppelte Staatsbürgerschaft. Das Kind muss sich auch später nicht für eine Staatsbürgerschaft entscheiden. So sehen es zumindest die aktuellen deutschen Gesetze vor – zumindest seit einer Gesetzesreform im Jahr 2024. In anderen Ländern können andere Regelungen gelten.

Einbürgerung durch deutsche Vorfahren: Weitere Optionen

Neben dem Abstammungsprinzip gibt es für Kinder noch weitere Möglichkeiten, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten, ohne dass ein umfangreicher Antragsprozess durchlaufen werden muss. Das Stichwort lautet hier: Einbürgerung durch deutsche Vorfahren. Auch diese Optionen erläutern wir Ihnen kurz:

  1. Wiedergutmachungseinbürgerung: Diese Möglichkeit besteht, wenn Ihre Großeltern Deutsche waren und ihnen ihre Staatsangehörigkeit während des Nationalsozialismus aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen entzogen wurde. Blieb auch Ihren Eltern dadurch der deutsche Pass verwehrt, haben Sie unter Umständen Anspruch auf eine Wiedergutmachungseinbürgerung.
  2. Ermessenseinbürgerung: Bei der Ermesseneinbürgerung liegt es im Ermessen der Einbürgerungsbehörde, ob Ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt wird oder nicht. Eine deutsche Abstammung und damit eine Verbundenheit zur Bundesrepublik kann sich dabei positiv auf die Entscheidung auswirken.

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Quellen:

Über den Autor

Mohamed El-Zaatari
Mohamed El-Zaatari LinkedIn

Mohamed El-Zataari ist Experte fürs Ausländer- und Sozialrecht. Als ehemaliger Dezernatsleiter Rechtsangelegenheiten beim Amt für Versorgung und Integration Bremen ist er seit 2022 Abteilungsleiter der genannten Rechtsgebiete bei rightmart in Bremen. Mitte 2024 wurde er zudem Partner der rightmart Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. Sein Wissen behält er dabei nicht für sich: Als Dozent im Sozialrecht profitieren auch die Nachwuchsjuristen und -juristinnen von seinem Know-how.

Wann bekommt ein Kind die deutsche Staatsbürgerschaft?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, durch die Kinder die deutsche Staatsbürgerschaft erlangen können. Dabei ist die Abstammung entscheidend:

  1. Kinder deutscher Eltern können nach dem Abstammungsprinzip die Staatsbürgerschaft ihrer Eltern annehmen.
  2. Kinder ausländischer Eltern können nach dem Geburtsortsprinzip den deutschen Pass erhalten. 

Darüber hinaus bestehen noch weitere Möglichkeiten der Einbürgerung durch deutsche Vorfahren.

Wie kann man die deutsche Staatsbürgerschaft durch Erklärung erwerben?

Das Abstammungsprinzip nach den heutigen Vorschriften gibt es erst seit 1975. Davor galten mitunter Geschlechter-diskriminierende Regelungen, wodurch Kindern der deutsche Pass verwehrt blieb. Der Erklärungserwerb soll diese Ungerechtigkeit wiedergutmachen. Im Ratgeber gehen wir auf wichtige Aspekte um den Erwerb durch Erklärung ein.

Was besagt das Abstammungsprinzip?

Das Abstammungsprinzip besagt per Definition, dass Kinder deutscher Eltern Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft haben, egal, in welchem Land sie geboren wurden. Da sich die Bestimmungen im Laufe der Zeit stetig geändert haben, kommen je nach Geburtsdatum eines Kindes, mitunter unterschiedliche Regelungen zum Tragen. Im Beitrag erklären wir Ihnen, worauf es beim Abstammungsprinzip ankommt.

Kann ich die deutsche Staatsangehörigkeit durch Abstammung meiner Großeltern erhalten?

Ja, die Möglichkeit besteht, sofern Ihren Großeltern der deutsche Pass in Zeiten des Nationalsozialismus aberkannt und entzogen wurde. Im Rahmen einer Wiedergutmachungseinbürgerung haben Nachfahren unter bestimmten Bedingungen Anspruch auf die Einbürgerung.